Brauanlage

Dieser Guide soll euch helfen, die richtige Anlage für eure individuellen Bedürfnisse zu finden.

Wie ihr vielleicht schon festgestellt habt, gibt es die verschiedensten Möglichkeiten, Würze herzustellen.

Von 1 oder 2 Geräte Sudwerken über Malzrohrsysteme bis hin zu H.E.R.M.S. Anlagen gibt es für jeden Anspruch die passenden Geräte.

Grundsätzliche Überlegungen

Bevor wir zu konkreten Anlagen, Modellen oder Systemen kommen erstmal ein paar Gedanken vorab.

Die Anlage, die ihr euch kaufen wollt hat ja primär die Funktion Würze herzustellen. Davon abgesehen kann eure Anlage aber selten verschiedenen Anforderungen gleichgut gerecht werden.

Ihr müsst euch also folgendes überlegen: Was ist mir bei meiner Anlage wichtig?

  • Effizienz
  • Platzbedarf
  • Automatisierungsbedarf
  • Kosten
  • Bedienbarkeit / Einfachheit
  • Reinigungsaufwand
  • Erweiterbarkeit

Eine Anlage wie zum Beispiel ein Malzrohrsystem ist platzsparend, einfach zu bedienen und meistens gut automatisierbar. Dafür ist sie aber nicht günstig und effizient. Ein zwei Geräte Sudhaus ist effizient, einfach zu bedienen und gut erweiterbar (z.B. auf weitere  / größere Kessel). Es ist aber nicht platzsparend, eher teuer und nur teilweise zu automatisieren. Ihr seht also, jedes System hat seine Vor- und Nachteile auf die wir noch genauer eingehen werden.

Eine weitere, wichtige Frage ist:“ Wie oft möchte ich brauen und wie viel Bier kann ich lagern?“

Denn bevor man sich eine 70 Liter Anlage anschafft muss man sich klarmachen, dass solche Volumen alleine nur zu handeln sind, wenn man die Anlage entsprechend aufgebaut hat. Denn so einen Kessel mit 60 Liter Würze hievt man nicht mehr alleine (um zum Beispiel zu läutern / kühlen / auszuschlagen). Außerdem muss man das Bier auch lagern und reifen lassen können. Wenn ich also eine kleine Wohnung mit einem Kühlschrank habe, ist es empfehlenswert öfter, aber dafür weniger (10-20 Liter) zu brauen. Jemand mit Haus und Garten oder Leute in einem Brauverein können natürlich direkt eine größere Anlage installieren, da hier meist mehr Platz für Kühlschränke oder Zellen ist.

Ein weiterer Vorteil für kleinere Sude ist, das man viel experimentieren kann. Falls es dann doch nichts wird, tut es nicht so weh, 5-15 Liter wegzuschütten, als wenn man 50 Liter in den Abfluss gießt.

Mit größeren Suden kann man ebenfalls sehr gut experimentieren. Hier macht es Sinn, den Sud aufzuteilen um verschiedene Hefen / Gärtemperaturen / Hopfen oder weitere Zusätze wie Früchte und Gewürze zu testen.

Wenn ihr euch im Sudhaus vergrößert, müsst ihr natürlich auch an mehr und / oder größere Fermenter denken. Bedenkt auch dies, da hier weitere Folgekosten auf euch zukommen.

Fangen wir mit den einfachsten Möglichkeiten ins Bierbrauen einzusteigen an.

BIAB // Brew In A Bag

Wie viel Trends (im Bierbereich) hat auch dieser seinen Urpsrung in den Vereinigten Staaten. Die Idee ist so simpel, wie genial. Bevor das Malz in den Kessel mit Wasser vermengt wird, legt man erst einen Stoffbeutel / Malzsack in den Kessel. Dieser hält das Malz in sich, sodass man nur den Sack herausziehen muss und damit abgemaischt hat. Hier bietet sich übrigens an, Hauptguss und Nachguss zu kombinieren sodass das Läutern entfällt. Man kann aber den Sack beim herausziehen ruhig noch über dem Kessel abtropfen lassen, weil dort noch eine Menge Flüssigkeit enthalten ist. Währenddessen kann ich auch schon die Hopfen zur Vorderwürze geben und parallel aufheizen, was unheimlich viel Zeit spart. Nach Benutzung einfach gut mit klarem Wasser ausspülen und in die Waschmaschine bei 40°C / 60°C.

Ein weiterer großer Vorteil ist die Möglichkeit, auch normalerweise problematische Schüttungen wie z.B. 100% Roggenmalz sind damit kein Problem, weil das Läutern entfällt.

Was braucht ihr dafür?

  • Ein beheizbarer Kessel / Einkocher / Topf mit Induktionsplatte
  • Brewbag
  • Optional ein Flaschenzug / kleiner Kran um den Sack über dem Kessel zu halten

Vorteile:

  • Preiswerter Einstieg möglich (Einkocher + Brewbag liegt bei ca. 130€)
  • In verschiedenen Größen erhältlich
  • Einfach zu installieren und reinigen
  • Extrem zeitsparend
  • Kein Läutern erforderlich und dadurch Problemschüttungen wie z.B. 100% Weizenmalz / Roggenmalz usw. möglich

Nachteile:

  • Schlechtere Ausbeute (Effizienz)
  • Ohne Flaschenzug / Kran ist der Bag auf Dauer sehr schwer zu halten

Einkocher + seperater Läuterbottich

Dieses Setup ist sicherlich bei uns das meist verbreiteste für den Einstieg ins Heimbrauen. Hier ist auch wieder der Einkocher das Mittel der Wahl, weil man meistens eine Zeit- und Temperatursteuerung eingebaut hat und mit 27 Litern eine ideale Größe für 20 Liter Sude ist.

Daneben braucht ihr noch ein zweites Gefäß, welches zum Läutern (Trennen des Trebers von der Würze) dient. Dieses Gefäß muss auch nicht beheizbar oder aus Edelstahl sein; der 30 Liter Brau- und Gäreimer tut es an der Stelle auch.

Damit ihr aber Läutern könnt, braucht ihr natürlich noch etwas, was die festen Bestandteile zurückhält. Hier kommt entweder ein Läuterblech, oder eine Läuterspirale ins Spiel. Diese werden einfach nur im Eimer installiert und dienen so der Trennung des Malzes / Trebers von der Würze.

Dafür müsst ihr aber die Maische erst vom Einkocher in den Läuterbottich umschöpfen, was ca. 3-4 Minuten dauert. Anschließend könnt ihr während der Läuterruhe den Einkocher ausspülen und reinigen um anschließend die Würze dadrin zu sammeln.

Vorteile:

  • Günstig
  • Einfacher und anerkannter Prozess
  • Wenig Mehraufwand
  • Maische- und Läuterbottich sind in der Größe skalierbar

Nachteile:

  • Extra Schritt notwendig
  • Beim Umschöpfen kann es etwas spritzen
  • Erhöhter Platzbedarf
  • Seperater Topf / Wasserkocher für Nachguss empfehlenswert

Zwei Einkocher + Läuterspirale mit Edelstahlhahn

Im Prinzip unterscheidet sich das Setting hier nicht viel weiter vom oberen, außer das wir hier eine zweite Pfanne (so nennt der Brauer einen beheizbaren Kessel) mit eingebauter Läuterspirale haben.

Hier entfällt das Abmaischen, da ich direkt aus meiner Maischepfanne in eine zweite Pfanne (Würzepfanne) abläutern kann.

Dieses Setting macht mit einem Rührwerk natürlich besonders viel Spaß.

Vorteile:

  • Bequem
  • Direktes Läutern aus dem Maischebottich möglich
  • Maische- und Läuterbottich sind in der Größe skalierbar

Nachteile:

  • Teuerer
  • Erhöhter Platzbedarf

Induktionsplatten + Töpfe + Läuterspirale

Wenn man schon ein wenig Erfahrung im Hobbybrauen hat und man merkt, das seine Anlage Kapazitätsbedingt an der Grenze ist gehen viele auf Induktionsplatten mit entsprechenden Töpfen.

Hier gibt es wirklich für jeden die richtige Größe. Von 20 -100 l ist echt alles dabei. Meine Empfehlung ist übrigens, eure Würzepfanne etwas größer zu wählen, als die Maischepfanne. Das hat den Vorteil, das man (wenn man möchte) etwas größere Sude fahren kann und enstprechend mehr Würze rausbekommt. Zum Beispiel macht es Sinn, bei einem 34 Liter Maischebottich eine 47 Liter Würzepfanne zu wählen.

Die Induktionsplatten haben meistens eine Leistung von bis zu 3000 Watt, was dazu führt das bei gleicher Würzemenge die Platten schneller aufheizen als die Einkocher. Auch sind größere Volumen (bis zu 100 Liter) möglich. Natürlich kann das Aufheizen bei Vollauslastung auch sehr lange dauern.

Vorteile:

  • Schnelleres Aufheizen
  • Direktes Läutern aus dem Maischebottich möglich
  • Maische- und Würzepfanne sind in der Größe skalierbar
  • Umschöpfen entfällt
  • Doppelsude möglich (zwei mal maischen / kochen)

Nachteile:

  • Teuerer
  • Erhöhter Platzbedarf

Thermoport + Einkocher / Induktionsplatte

Zum Maischen kann man sich auch einen sogenannten Thermoport besorgen. Das sind im Prinzip Behälter, die zum Warmhalten von Speisen entwickelt wurden. Diese gibt es ebenfalls in verschiedenen Größen, bis zu 70 Liter. Der Vorteil hier ist, dass die Temperatur durch die gute Isolierung sehr gut gehalten wird und über eine 60 minütige Kombirast die Temperatur nicht fällt. Außerdem brauche ich dann nur einen beheizten Kessel zum Würzekochen. Ggf. kann man auch hier über einen weiteren Topf / Behälter nachdenken, der den Nachguss bereithält.

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