Bier abfüllen, karbonisieren und reifen

flaschen abfüllen

Die Gärung ist durch, der Restextrakt verändert sich nicht mehr. Ihr seid nun so weit abzufüllen! Aber wie füllt man denn ab? Welche Gebinde kann ich dafür verwenden? Und was bedeutet eigentlich zwangskarbonisieren? Darum soll es in diesem Guide gehen.

Bevor ihr abfüllt ist es außerordentlich wichtig, dass sich der Restextrakt des Jungbieres nicht mehr ändert. Dazu messt ihr den Restextrakt mittels Spindel oder Refraktometer (Alkoholfehler nicht vergessen rauszurechnen!). Wenn sich der Wert an drei aufeinanderfolgenden Messungen nicht mehr ändert, könnt ihr abfüllen.

Damit seid ihr auf der sicheren Seite und verhindert überkarbonisierte oder sogar explodierende Flaschen.

Welche Gebinde gibt es zum Abfüllen von selbstgebrautem Bier?

Im Großen und Ganzen gibt es zwei Möglichkeiten, die ihr verwenden könnt: Flaschen oder Fässer. (Es gibt zwar auch mittlerweile Dosenabfüllgeräte für Hobbybrauer, aber diese sind noch recht teuer, die Dosen in kleineren Stückzahlen schwer und teuer erhältlich und deswegen nicht so verbreitet.)

Flaschen

Flaschen gibt es in den verschiedensten Größen, Formen und in neu und gebraucht.

Hier wird nochmal zwischen Bügel- und Kronkorkenflaschen unterschieden.

In Deutschland sind bei Bügelflaschen 0,33l, 0,5l, 0,75l, 1l & 2l Flaschen am meisten verbreitet.

Der Vorteil bei diesen Flaschen ist, dass man beim Abfüllen einfach nur den Bügel wieder schließen muss und so die Flasche verschlossen ist. Ihr braucht keine weiteren Geräte oder Zubehör, weswegen diese Flaschen bei Hobbybrauern sehr beliebt sind.

Nachteilig ist ggf. die Verfügbarkeit der Flaschen. Manch einer findet die Bügelflaschen auch optisch nicht so ansprechend, aber das ist natürlich Geschmackssache. 😀

Kronkorkenflaschen gibt es in noch mehr verschiedenen Formen und Größen, wobei hier vor allem 0,33l und 0,5l Flaschen meistverbreitet sind.

Wenn man als Hobbybrauer in Kronkorkenflaschen abfüllen möchte, braucht man natürlich neben den Flaschen noch Kronkorken und einen Verkorker.

Damit das Abfüllen leichter von der Hand geht, empfiehlt es sich übrigens das Abfüllröhrchen zu verwenden. Dadurch läuft das Bier erst in die Flasche, wenn der Boden der Flasche das Ventil des Abfüllröhrchens hochdrückt. Außerdem läuft das Bier schaumfrei in die Flasche und man minimiert den Einfluss von Oxidation beim Abfüllen.

Wie kommt nun die Kohlensäure ins Bier?

Die meisten Hobbybrauer haben sicherlich nicht die Möglichkeit, unter Druck zu vergären. Dieses Verfahren ist in der Industrie sehr beliebt, weil man hier die Kohlensäure der Gärung nutzt, um das Bier zu karbonisieren. Kurz vor Ende der Gärung wird das Spundventil geschlossen und die weiter entstehende Kohlensäure wird im Tank behalten, wodurch das Bier letzten Endes seine Kohlensäure erhält.

Dadurch, dass bei drucklosen Gärungen das meiste an Kohlensäure durch den Gärspund entweicht müssen wir nun wieder Co2 ins Bier bringen.

Karbonisieren mit Zucker: Keg und Flasche

Die sicherlich einfachste Methode ist Zucker in das zu karbonisierende Gebinde zu geben, das Jungbier draufzuschlauchen und das Ganze Nachgären zu lassen. Die Nachgärung findet immer, egal ob das Bier unter- oder obergärig vergoren wurde immer warm statt! Sonst würde es viel länger dauern, bis die Hefe den Zucker in Co2 umgewandelt hat.

Je wärmer der Raum ist, desto schneller ist die Nachgärung durch und das Bier kann in die Reifung. Um zu prüfen, ob die Nachgärung zu Ende ist, kann man entweder natürlich eine Flasche aufmachen oder einfach eine Testflasche mit einem Manometer ausstatten. Dann kann man optisch nachvollziehen, ob der Druck in der Flasche angestiegen ist.

Im Fass verhält es sich ähnlich. Auch hier hilft ein Manometer ungemein.

Wie viel Zucker muss den in die Flasche / das Fass?

Bei Flaschen kann man sich es ziemlich einfach machen; die Dosierhilfe hat drei Löffel für die jeweils richtige Flaschengröße (0,33l, 0,5l und 0,75l). Dann nimmt man für die entsprechende Flasche den richtigen Löffel und gibt den Zucker (am besten mit einem Trichter in die Flasche). Ein Video dazu gibt es hier:

Um das Bier im Fass mit Zucker zu karboniseren gibt es einen schönen Kalkulator (den man auch für Flaschen verwenden kann). Dort oben links den Rechner zur Zuckerberechnung für die Nachgärung verwenden. Bei Gär- und Jungbiertemperatur die höchste Temperatur während der Gärung eingeben! Je höher die Temperatur während der Gärung, desto weniger Co2 wird im Bier gebunden und dementsprechend mehr Kohlensäure muss durch die Nachgärung ins Bier gelangen. Anschließend muss man noch den gewünschten Co2 Gehalt eingeben. Anschließend gibt der Rechner mir einen Wert von Gramm Zucker pro Liter an! Diesen Wert müsst ihr dann mit der Menge an Jungbier, die ihr ins Fass geben wollt multiplizieren. Die Menge an Haushaltszucker dann einfach ins Fass vorlegen und das Jungbier am besten geschlossen ins Fass schlauchen.

Häufig gestelle Fragen zum Thema Nachgärung im Fass / Flasche:

Ich habe einen Cold Crash gemacht, habe ich noch genug Hefe für die Nachgärung?

Auf jeden Fall! Gegebenenfalls dauert die Nachgärung ein paar Tage länger. Dennoch ist immer noch genug Hefe in der Schwebe, um den hinzugegebenen Zucker in Co2 umzuwandeln.

Ich habe mein Bier mit Gelatine geklärt, habe ich noch genug Hefe für die Nachgärung ?

Definitiv. Gelatine hilft, die Hefe aus der Schwebe zu ziehen. Trotzdem bleibt immer noch genug Hefe im Bier, um das Bier nachgären zu lassen.

Ich habe mein Bier nach der Hauptgärung xx Tage stehen gelassen. Ist die Hefe noch lebendig oder muss ich neue Hefe hinzugeben?

Im Normalfall ist die Hefe noch aktiv genug, um das Bier nachgären zu lassen. Selbst nach mehreren Wochen sollte es zu keinen Problemen kommen.

Wenn man ein gemischt fermentiertes oder hochprozentiges Bier gebraut hat, ist die Hefe auf Grund der schädlichen Umgebung (pH Wert niedrig, viel Alkohol, Co2, wenig / keine Nährstoffe) in einem schlechten Zustand. Auch weil diese Biere meistens sehr viel länger gären und die Hefe dieser Umgebung länger ausgesetzt ist, kann man hier tatsächlich auf Probleme mit der Nachgärung stoßen. Abhilfe schafft entweder eine Nachgärhefe wie die CBC-1 von Lallemand, die man zusätzlich zum Zucker in die Flasche / in das Fass gibt. Eine weitere Idee wäre, das Bier im Fass mit Co2 zu karbonisieren. Danach kann man die Flaschen mit einem Gegendruckabfüller wieder in die Flasche füllen.

Karbonisieren mit Co2: Fass (Zwangskarbonisieren)

Wenn ihr NC oder andere Kegs habt, könnt ihr auch direkt mittels Co2 karbonisieren. Dazu braucht ihr folgende Ausrüstung:

  • Ein Keg, vorzugsweise NC / CC
  • Eine Co2 Flasche mit Druckminderer
  • Bierschlauch mit passender Steckkupplung
  • Gasschlauch mit passender Steckkupplung
  • Einen Kühlschrank oder Kühlzelle, groß genug um das Keg einzulagern

An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass Zapf- und Schanktechnik nicht ungefährlich ist und höchste Aufmerksamkeit und Vorsicht erfordert. Wichtig ist, dass alle Anschlüsse festgezogen und dicht sind, sodass kein Co2 entweichen kann. Außerdem muss die Gasflasche vor Umfallen gesichert werden. Bitte seid so gut und nimmt diesen Hinweis ernst!

Bevor ihr aber loslegt, muss das Jungbier möglichst kühl sein. Hier sind Temperaturen von 0-7° C zu empfehlen. Gebt dem Jungbier auch etwas Zeit herunterzukühlen, bevor ihr das Co2 anschließt.

Entweder ihr kühlt das Bier in eurem Gärfass runter, oder ihr schlaucht es vorher schon geschlossen ins Keg und kühlt es darin runter.

Das Bier ist ausreichend kalt? Dann kann es nun losgehen. Ab hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Low and Slow
  2. Burst Methode

Die einfachste und zuverlässigste Methode ist sicherlich die erste. Hier stellt ihr einen Druck entsprechend der Spundddrucktabelle , eurer Temperatur und dem CO2 Gehalt, den ihr im Bier haben wollt. Das CO2 muss dann die ganze Zeit geöffnet und am Fass angeschlossen sein. Jetzt heißt es warten, wie lange hängt von der Temperatur, dem gewünschten CO2 Gehalt und dem Volumen welches ihr karbonisieren wollt ab. In der Regel dauert es 10-14 Tage, bis ein Bier mit der Methode karbonisiert ist, es kann aber auch länger oder weniger lange dauern. 

Die Burst Carbonation Methode hat den Vorteil, dass man dadurch das Bier viel schneller karbonisert, als mit der low and slow Methode. Hier wird ein hoher Druck für kurze Zeit angelegt und danach auf Zapfdruck (ca. 12 PSI) reduziert. Einen guten Artikel mit mehr Details findet ihr hier.

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